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Erstes Frühjahrsseminar euroFEN 2020

Donnerstag den 27.02.2020 um 14:00 Uhr traf sich der Vorstand des euroFEN auf Schloss Raesfeld zur Sitzung. Viele Punkte standen zur Diskussion, diese sind dem Protokoll zu entnehmen. Bis 19:00 Uhr rauchten die Köpfe, ob der vielen Themen und Abstimmungen. Anschließend gesellte man sich in einer der Blockhütten welche die Gaststätte „Zur Freiheit 24“ zur Verfügung stellt.

Am folgenden Tag kündigte die Morgensonne den Frühling schon an und hüllt das Schloss Raesfeld in ein warmes Licht. Freitag 9:30 Uhr – das erste Seminar im Jahr 2020 beginnt. Traditionell werden von der Akademie Ehrennadel vergeben. Herr Wolfgang Ronau von der Akademie des Handwerks, Herr Prof. Dr. Witzleben und Herr Hagemann, beide Seminarleiter des euroFEN, übergaben die Ehrennadeln in Silber, für 5 Jahre Mitgliedschaft an Herrn Thomas Okrusch und Udo Papke. Die goldene Nadel für 10 Jahre erhielt Klaus Homberg. Die Nadel für 20 Jahre ging an Herr Marc Scholz.

Gegen 9:45 Uhr begannen Herr Dipl. Ing. (FH) Roland Stransky, Leitung technischer Support, Center/Anwendungstechnik Kermi Raumklima und Dipl. Ing. Thomas Ziegler, Teamleiter Anwendungstechnik, Sopro GmbH mit ihrem Referat über die nachträgliche Installation von dünnschichtigen Flächenheizungen. Die Nachrüstung von Flächenheizung im Gebäudebestand rückt für Bauherren immer mehr in den Fokus. Sie sind auch anrechenbare Investitionskosten für Fördermittel. Umfangreich wurde auf Einsatzgebiete für diverse Heizungssysteme, konstruktive Maßgaben und technische Regeln für die Installation eingegangen. So muss z.B. auf die Konstruktionshöhe des Systems und die Ebenheit des Untergrundes geachtet werden. Die Ermittlung der Heizkreislauflänge hängt auch von vielen Faktoren ab, die Raumgröße und die gewünschte Heizleistung sind nur zwei davon. Herr Stransky referierte schwerpunktmäßig über Heizsysteme. Herr Ziegler vertiefte die gesamte Thematik rund um Dünnschichtnoppensysteme. Er zeigte anschaulich die einzelnen Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme.

Nach einer Kaffeepause, wie immer wurde hier das eben gehörte nochmals diskutiert, tauchten die Teilnehmer in das Normenwesen ein. Es ging um die ATV DIN 18332: 2019-09 Naturwerksteinarbeiten. Herr Achim Mehmcke, Sachverständiger für Naturstein und Vorstandsmitglied des euroFEN stellte hierzu das BIV Merkblatt 8.01, Abrechnungswegweiser in Wort und Bild, ein gemeinsames erstes Merkblatt vom DNV und dem BIV, vor. Vom Geltungsbereich der Norm über allg. Hinweise bis zu den Details der einzelnen Abrechnungsmodalitäten wurde alle Punkte aufgeführt. Anhand mehrerer Bildbeispiele wurden die Inhalte vertieft und einfach nachvollziehbar dargestellt. Herr Mehmcke konnte die Inhalte schnell vermitteln, so dass einer seiner Beispiele, aus der Rubrik „Der Fall“, aus der Praxis vorgezogen wurde. Mehmcke stellte Randverfärbungen im Fugenbereich an einer Dusche aus Kalkstein vor. Nach fachmännischer Analyse aller Einzelheiten wurde die Schadensursache geklärt. Wie immer sind solche anonym vorgestellten reellen Schadensfälle für alle Teilnehmer sehr interessant. Mehr davon am zweiten Tag.

Gesättigt vom Mittagessen in der Zunftstube wurde ein interessantes und neues Thema von Werner Hagemann, Sachverständiger für das Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk, vorgestellt. Es ging um elastische Bodenbeläge. Gerade diese Beläge nehmen den Fliesen- und Natursteinbelägen zunehmend die Flächen weg. Diese Beläge sind schnell zu verlegen und haben aber auch ihre Vorteile. Hagemann zeigte Statistiken welche einen deutlichen Zuwachs der elastischen Bodenbeläge darlegen. Neutral verfasste er seinen „Steckbrief“ zu diesen Belägen. Von den Anforderungen an das Material, Verlegehinweise und den Eigenschaften dieser PVC, LVT (Luxury Vinyl Tiles) und Designbodenbeläge bis zum Marketing der Industrie lies Hagemann keinen Punkt aus.

Den Abschluss des ersten Tages machte Walter Böhl, Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk. Sehr sympathisch trug seinen Vortrag mit der Geschichte des Estrichs vor. 30000 Jahre sollte diese Geschichte zurückreichen, „wenn auch damals nicht normativ erfasst…..“, so Böhl mit einem Augenzwinkern. Mit Lehmestrich in seinen Varianten schuf er in seinem Referat den Übergang zur Neuzeit. Noch heute wird Lehmestrich vielfach eingebaut. Beispielsweise auch im Sakralbau. Es folgte der Gipsseestrich. In den 50er und 60er Jahren war diese Estrichform durchaus gängig in Deutschland. Heute spricht man von Calciumsulfatestrich. Der Kalkestrich wiederum geht ca. 7000 Jahre zurück. Dieser benötigt allerdings eine Verschleißschicht. Terrazzo oder Mosaik eignete sich dafür hervorragend. Viele historische Gebäude zeugen davon. Zu unterscheiden ist davon jedoch der geschliffene Estrich. Über den Kalkmörtel kam man zwangsläufig auf den Zementestrich.  Die Römer verwendeten diesen Zementestrich in fantastischer Weise. Der Untergang des römischen Reichs und die Völkerwanderung ließen die Verfahrensweisen um diesen Estrich in Vergessenheit gelangen. Erst im 16 Jahrhundert wurde der Zementestrich, wie wir ihn heute kennen, wieder entdeckt und laufend weiterentwickelt….., soweit nur eine kleine Auswahl vieler Informationen des Herrn Walter Böhl. Er vermochte seinen Vortrag über die Geschichte des Estrichs spannend darzustellen.

Traditionell traf sich der gesamte Kurs mit allen Referenten und Teilnehmern in der Zunftstube des Schlosses zum Abendessen. Ziel ist es, hier neben gemütlichem Beisammensein auch einen Netzwerkabend zu bieten.

Am Samstag gegen 9 Uhr wurde der Kurs fortgesetzt“.

Peter Körber, Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk, erläuterte das Hinweisblatt des BEB (Bundesverband Estrich und Belag) „Hinweise für Estriche im Freien, Zement-Estriche auf Balkonen und Terrassen, 2019-09. Die Anwendungsbereiche, Beanspruchungen, Festigkeiten und An- und Abschlüsse sowie der Schutz des Estrichs wurden erläutert. Diskussionen kamen beim Punkt Drainagematte auf. Dieses Hinweisblatt sieht den Einsatz von Drainagematten als verpflichtend. Das wird von vielen Teilnehmern kritisch gesehen.

Unter der Rubrik „Der Fall“ stellte anschließend Jörg Kühnast, Sachverständiger für Fliesen, unter dem Titel „Sonderkonstruktion der Sonderkonstruktion“ zwei Fälle. Die schwer durchführbaren Sanierungsfälle von Fliesenbelägen im Freien führten zu emotionalen Diskussionen. Dies begründet sich darin, dass alle Teilnehmer ähnliche Situationen täglich erleben. Man bewegt sich bei solchen Sanierungen meist auf dünnem Eis. Es müssen handwerkliche Aspekte mit enormen Kosten für den Bauherrn abgewogen werden. Und oft entspricht das Ergebnis nicht den geforderten Regeln der Technik. Dadurch bewegt sich der Handwerker in einem rechtlich schwierigen Bereich, welcher für ihn sehr teuer werden kann.

Achim Mehmcke stellte einen Fall vor, bei dem die Fugen in einer Natursteindusche Abplatzungen zeigten. Detailliert wurde die Schadensursache erläutert und ein Sanierungskonzept vorgeschlagen. In einem weiteren Fall ging es um, bereits werkseitig verfleckte, Jura grau Fliesen. Diese Platten hätten nicht eingebaut werden dürfen. Durch manuelle Überarbeitung konnte hier der Belag gerettet werden. Sein letztes Beispiel zeigte Schäden an einer Treppe aus chinesischem Granit. Hier kam es durch eine unterseitig aufgeklebte Schutzfolie zu Fleckenbildung.

Um 11 Uhr begann die letzte Runde. Wie immer kam der juristische Vortrag am Ende des Seminars. Herr Mathias Steinbild, Syndikusrechtsanwalt an der Handwerkskammer zu Bielefeld, stellte sich kurz vor um dann unverzögert Fragen zu beantworten, welche die Seminarteilnehmer stellen konnten. Dieses Angebot wurde dankend angenommen und zog tief gehende Diskussionen nach sich. Gerade die Schnittstelle Handwerk und Juristerei ist ein Bereich der viele Fragen aufwirft. Neues aus der Rechtsprechung war die eigentliche Überschrift des Vortrags von Steinbild. Dazu folgten alsbald wertvolle Tipps zu aktuellen Rechtsprechungen. Der Vortrag wurde im Geiste des euroFEN gehalten und hatte den üblichen Workshop Charakter. Diskussionen sind auf Raesfeld immer gewünscht! So kann jeder einzelne seine Anliegen ansprechen.

Am 03./04. April 2020 wird das Seminar wiederholt.

Text/Foto: Thomas Wilder

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